Seite:Kafka Beim Bau der Chinesischen Mauer 219.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

wieder der Engel hinter mir, wenn ich nämlich eine Sünde begehe, kommt der Teufel hinter mich, nur sieht man ihn nicht.“ Und des halben Ernstes müde, drehte sie sich zum Spaße auf den Hacken um und sagte: „Siehst du, niemand ist hinter mir.“ Ebenso drehte sich der Junge um und sah dort mich. „Siehst du,“ sagte er ohne Rücksicht darauf, daß ich es hören müßte, oder auch ohne daran zu denken, „hinter mir steht der Teufel.“ „Den sehe ich auch“, sagte das Mädchen, „aber den meine ich nicht.“


Er will keinen Trost, aber nicht deshalb, weil er ihn nicht will – wer wollte ihn nicht, sondern weil Trost suchen heißt: dieser Arbeit sein Leben widmen, am Rande seiner Existenz, fast außerhalb ihrer immer zu leben, kaum mehr zu wissen, für wen man Trost sucht, und daher nicht einmal imstande zu sein, wirksamen Trost zu finden, wirksamen, nicht etwa wahren, den es nicht gibt.


Er wehrt sich gegen die Fixierung durch den Mitmenschen. Der Mensch sieht, selbst wenn er unfehlbar wäre, im anderen nur jenen Teil, für den seine Blickkraft und Blickart reicht. Er hat, wie jeder, aber in äußerster Übertreibung, die Sucht, sich so einzuschränken,

Empfohlene Zitierweise:
Franz Kafka: Beim Bau der Chinesischen Mauer (Sammelband). Gustav Kiepenheuer, Berlin 1931, Seite 219. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kafka_Beim_Bau_der_Chinesischen_Mauer_219.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)