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ehe sie sich selber geäußert hatten, ich aber hätte aus unsystematisch gesammelten und zum Teil mißverstandenen Angaben Ergebnisse hervorgebracht, die, selbst wenn sie in der Hauptsache richtig waren, doch unglaubwürdig wirken mußten, und zwar sowohl auf die Menge als auch auf die Gebildeten. Der schwächste Schein der Unglaubwürdigkeit wäre aber das Schlimmste, was hier geschehen konnte.

Auf diese, wenn auch verhüllt vorgebrachten, Vorwürfe hätte ich ihm leicht antworten können – so stellte z. B. gerade seine Schrift wohl den Höhepunkt der Unglaubwürdigkeit dar – weniger leicht aber war es, gegen seinen sonstigen Verdacht anzukämpfen und das war der Grund, warum ich mich überhaupt im ganzen ihm gegenüber sehr zurückhielt. Er glaubte nämlich im geheimen, daß ich ihn um den Ruhm hatte bringen wollen, der erste öffentliche Fürsprecher des Maulwurfs zu sein. Nun war ja für seine Person gar kein Ruhm vorhanden, sondern nur eine Lächerlichkeit, die sich aber auch auf einen immer kleineren Kreis einschränkte und um die ich mich gewiß nicht bewerben wollte. Außerdem aber hatte ich in der Einleitung zu meiner Schrift ausdrücklich erklärt, daß der Lehrer für alle Zeiten als Entdecker des Maulwurfs zu gelten habe – der Entdecker aber war er nicht einmal – und daß nur die Anteilnahme am Schicksal des Lehrers mich zur Abfassung der Schrift gedrängt habe. „Der Zweck dieser Schrift ist es,“ – so schloß ich allzu pathetisch,

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Franz Kafka: Beim Bau der Chinesischen Mauer (Sammelband). Gustav Kiepenheuer, Berlin 1931, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kafka_Beim_Bau_der_Chinesischen_Mauer_137.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)