Seite:Köster Alterthümer 222.png

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Juni 1853 die nachfolgende Beschreibung, die wahrscheinlich unbeachtet blieb, weil sie in einem politischen Blatte Platz gefunden. Ich selbst habe den Stein, den das Volk der Umgegend nach Angabe eines meiner Bekannten nicht Drachenstein, sondern Snâkenstên nennt[1], nicht besuchen können; ich hörte, daß sich früher Sagen an ihn hefteten; einer meiner Schüler aus der Nachbarschaft jenes Ortes übernahm es, sich nach ihnen zu erkundigen, konnte aber keine mehr finden, „sie seien verschollen“; vielleicht wäre dennoch bei genauerem Nachforschen einiges aufzutreiben.

„„In öder Haide, schreibt Meyer, liegt der von den Dorfbewohnern sogenannte Drachenstein, ein röthlicher Granitblock von beiläufig 71/2 Fuß in’s Gevierte. Auf dem Steine sieht man das naturgetreue Abbild einer Schlange von reichlich 11 Fuß Länge, welche sich in 23 Windungen über die obere Fläche des Steins hinzieht und seitwärts an demselben hinunter reicht, wo sich der Kopf befindet. An dem Schwanzende ist sie 1/6 Zoll breit und nimmt allmählich an Dicke zu, bis auf 31/2 Zoll hinter dem Kopfe, welcher 41/2 Zoll breit ist. An der Stelle, wo sie die obere Fläche des Steins verläßt, etwa 2 Fuß vom Kopfe abwärts, zeigt sich eine sehr breite und flache Partie, wie von einer Quetschung. Obwohl die Masse des Schlangenkörpers aus denselben Bestandtheilen zu bestehen scheint, als der übrige Stein, spricht doch vieles für die Annahme, daß eine wirkliche Versteinerung vorliegt, nicht Menschenwerk, da der Körper der Schlange sich gleichmäßig erhaben über die rauheren Theile des Steins hinzieht, ohne daß eine Ausmeißelung des letztern sich irgend wie bemerklich machte.““

Soweit der Berichterstatter, der aber in seiner eben angeführten Muthmaßung entschieden das Falsche getroffen hat; wir haben es bestimmt mit dem Bilde, nicht mit der Versteinerung der Schlange zu thun. Denn erstens kann der Granit – und in dessen Erkennung

  1. Snake heißt beim Volke die Ringelnatter, die von ihm geehrt wird; die giftige Kreuzotter nennt er Adder.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_222.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)