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seinen Diener, in Uebermuth und Sünde todten. Und Gott erhörte sein Gebet. In der nächsten Nacht träumte ihm, daß nahe bei seiner Capelle in der Erde eine reine Quelle süßen gesunden Wassers sei, das man sonst in dieser Gegend nirgends hatte. Die Stelle wurde ihm im Traume genau angezeigt; er solle seinen Stock nehmen und ihn daselbst tief in die Erde stoßen, dann würde die Quelle zum Vorschein kommen. Den andern Tag ruft Willehadus die Friesen herbei und sagt ihnen, daß er sie jetzt ein Wunder sehen lassen wolle. Dann nimmt er seinen Stock und spricht zu ihnen: „Ihr sehet, daß hier überall kein Wasser aus der Erde quillt, wenn ich aber meinen Stock hier in die Erde stecken werde, so soll frisches, klares Wasser aus der Erde hervorquellen.“ Und hierauf stößt er den Stock tief in die Erde und als er ihn wieder herauszieht, quillt reines süßes Trinkwasser aus dem Loche hervor. Die Friesen trinken davon und finden es gar köstlich. Von nun an fingen sie an, an die Lehren des Evangeliums nicht nur, sondern auch an die Wunder zu glauben, die darin erzählt werden. Willehadus grub den Quell größer und machte einen Brunnen daraus. Die Friesen nannten ihn aber aus Dankbarkeit gegen ihren Lehrer mit Recht den Willehadusbrunnen und so heißt er noch bis auf diesen Tag.


5. Der Buller-Siel.

Zwischen der Mündung der Weser und der Jahde liegt die nördlichste Spitze des Butjahdingerlandes, die sich in alten Zeiten viel weiter in das Meer erstreckte als jetzt. An der nördlichen Spitze hinter Feddewarden hinaus liegt in dem dortigen Deiche ein Siel, welcher der Buller-Siel heißt. Wenn das Meer vom Sturm bewegt seine Wogen gegen diesen Siel treibt, so hört man dort einen dumpfen, schauerlichen Schall, daher der Name Buller-Siel. Die Leute in jener Gegend deuten diesen Schall als eine warnende Erinnerung an das schreckliche Ereigniß, das Gott der Herr vor Alters über diese Gegend kommen ließ. Eine fruchtbare

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Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 216. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_216.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)