Seite:Köster Alterthümer 183.png

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

„Das Krautsand ist eine Insel, längs der Elbe erwachsen, von südosten gegen nordwesten, ist eine halbe Meile lang, und da es am breitesten, nicht voll eine viertel Meile breit. Die Kirche liegt fast mitten darauf. Hat gegen Morgen die Glückstadt und Kirchspiel Colmar, gegen Mittag das süderste Theil des Kirchspiels Drochtersen, gegen Abend Dornbusch, Wolfsbruch und Wischhafen, gegen Mitternacht Hamelwörden und Brockdorf. Alle benachbarten Oerter liegen über Wasser, etwa eine halbe Meile weniger oder mehr ab. – Es wird jetzt unterschieden in’s Ostende und Westende; dieses liegt nach der See, jenes aufwärts, und besteht das ganze Sand jetzt aus 46 Wohnhäusern, Pastorat und Schule mitgerechnet.

Die Insel, welche schon 1573 als „Krautsand“ vorkommt, hat gewiß ihren Namen von „Kraut“, weil sie vermuthlich „das erste Sand“ dieser Grenze war, darauf was Grünes oder Kraut gewachsen, da sonst die „Sände“ oder Sandbänke in der Elbe „kahle oder laufende Sände“ genannt werden.

Anfänglich ist dieses Sand geweidet und sind Leute darauf gehalten worden, die das Vieh warteten; nachher aber, vor etwa 93 Jahren, ist es an gewisse Heuersleute (Pächter), als: Romundt, Eylmann, Wichers, verheuert, und nachgerade mehr angebauet. Doch müssen wegen der öfteren Wasserfluthen erst Erdhügel, so man „Worthe“ (Aufwürfe) nennt, zusammengeführt und die Häuser darauf gesetzet werden, wiewohl dennoch die Gefahr für die Einwohner bleibet.

Es sind in einer Eisfluth vor etlichen und achtzig Jahren zwei Häuser, nämlich des Jacob und Hans Drewes, durch Eisschollen gar von den Worthen abgestochen, und die Familien samt den Häusern weggetrieben, bis sie, jedoch nicht alle, endlich Stade gegenüber, an der holsteinischen Seite sind gerettet, ohne ein Kind, das sie entfallen lassen und nach Ablauf des Wassers auf dem Sande noch wiederfanden. Andere Häuser sind zerbrochen, aber doch noch auf der Stelle geblieben. Von anderm Wasserschaden könnte viel gemeldet werden, wie die Menschen, sowohl Weiber als Männer, bei schleuniger Ueberschwemmung an einem

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 183. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_183.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)