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eine Mauer hinzufügte. Auch Johann III. (seit 1441) vergrößerte es bedeutend durch Thürme und Keller, einen Saal und eine Capelle. Sehr oft aber wurde es, wenn die Bischöfe in Geldverlegenheit waren, an reiche Edelleute verpfändet. 1547, im Schmalkaldischen Kriege, ist es von Graf Albrecht von Mansfeld nach vierzehntägiger Belagerung erobert, bei welcher Gelegenheit Flecken und Kirche niederbrannten. Seit der Erfindung des Schießpulvers verlor es seine Bedeutung als Festung, wurde jedoch noch 1626 von Tilly belagert: 1645 kam es durch die Schwedische Occupation in den Besitz des Grafen und Gouverneurs Hans Christoph von Königsmarck, und wurde noch einmal, 1675, jedoch nur auf kurze Zeit, erobert von den Truppen des kriegerischen Bischofs zu Münster, Bernhard von Galen. Mit dem Eintritte der Hannoverschen Regierung, 1718, brach man aber das Schloß ab, und bauete statt desselben ein Amts- und Gerichtshaus. Nach dem siebenjährigen Kriege wurde durch Demolirung der Wälle der Garten des Beamten vergrößert; und jetzt erinnert nur noch die Bischofshöhe, worauf ein hübscher Pavillon steht, an die alten Zeiten.

Der Flecken Rotenburg bildete sich allmählich durch bischöfliche Dienstmänner, Handwerker u. s. w., welche sich unter dem Schutze des festen Schlosses anbauten. Schon in der katholischen Zeit gab es Drosten zu Rotenburg, und in der protestantischen Amtmänner, denen das große Amt Rotenburg, das sich bis in die Nähe der Stadt Soltau erstreckte, untergeben war. Erst seit 1852 ist davon das Amt Schneverdingen getrennt worden. Die Fleckenskirche stand sonst vor dem Schlosse, wurde aber 1648 an ihren jetzigen Ort versetzt. Im Jahre 1567, unter Bischof Eberhard von Holle, wurde in derselben der evangelische Gottesdienst eingeführt. Seitdem waren die Prediger zu Rotenburg oft zugleich Pröbste oder Superintendenten, wiewohl zum Theil unter der Aufsicht des Superintendenten zu Verden, welcher gewöhnlich den Titel eines Consistorialraths führte. An der Schule zu Rotenburg, die der Bischof Philipp Sigismund um 1609 gestiftet hatte, stand ebenfalls ein theologisch-gebildeter Rector

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 180. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_180.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)