Seite:Köster Alterthümer 177.png

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

d. Bremervörde.
(Nach Herrn Pastor Lunecke a. a. O. Seite 329.)

Der im Jahre 1852 zu einer Stadt erhobene Flecken Bremervörde kommt schon in Ansgar’s Leben des heil. Willehadus um’s Jahr 800 als ein privilegirtes Weichbild vor, unter dem Namen Midlistanfadervurt (Mittelstewasserfurth). Eine Furth über die Oste in der Mitte der Provinz, zwischen Bremen und Stade, war hier nämlich durch die Natur selbst gegeben; und um dieses Vörde von andern (z. B. Verden) zu unterscheiden wurde es speciell Bremervörde genannt.

Ebenfalls natürlich war es, daß man an diesem Punkte ein festes Schloß anlegte, welches, Anfangs von Holz, zuerst 1035 vom Erzbischof Bezelin besser befestigt wurde. Noch mehr geschah dieses aber durch den Herzog Lothar von Sachsen während seiner Fehden mit den Grafen von Stade 1122, und durch den Erzbischof Hartwig I. um 1145, welcher es aber dann an Heinrich den Löwen abgetreten zu haben scheint. In der Fehde des Erzbischofs Gerhard I. mit dem Herzog Heinrich von Braunschweig über den Besitz der Grafschaft Stade, 1218, wurde das Schloß durch die Stadt Bremen und die Bremischen Ritter für den Erzbischof erobert; indem man eine Prozession zu einem berühmten Wunderdocter und falschen Heiligen, Namens Otbert (s. unten die volksthümlichen Sprichwörter) aus dem Alten Lande, welcher bei Bevern und Bremervörde sein Wesen trieb, benutzte, um den herzoglichen Voigt Ostinkhusen zu überfallen. Von dieser Zeit an verblieb das Schloß den Erzbischöfen und wurde eine gewöhnliche Residenz derselben. Aber unter dem Erzbischof Jonas von Lund in Schweden setzte sich der uns schon bekannte Raufbold Hinrich von der Borch 1308 darin fest, und wurde 1310 wieder vertrieben. Er und sein Freund, Otto Schack, fügten darauf den Erzbischöfen fortwährend großen Schaden zu und brannten Bremervörde ab; so daß erst um die Mitte des 14ten Jahrhunderts die Erzbischöfe wieder in den ruhigen Besitz des Schlosses traten. Im 15ten

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_177.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)