Seite:Köster Alterthümer 171.png

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

sie ihm aber kühn verweigerten, zog er sich unter heftigen Drohungen nach dem Dorfe Walle zurück und ließ Geschütze von Rotenburg herbeischaffen. Am folgenden Tage traten indessen Gesandte der Stadt Bremen und des Grafen Christoph von Oldenburg als Vermittler auf und bewirkten durch ihr Zureden vorläufig eine Einstellung aller Feindseligkeiten bis zum nächsten Mittage. Mansfeld hoffte jetzt um so leichter die Verdener in sorgloser Sicherheit zu überraschen und rückte wortbrüchig in der finstern Nacht gegen die Süderstadt. Vier Geschütze zerschmetterten das mit Mist und Sand verschüttete und ausgefüllte Thor, und seine Kriegsknechte erstiegen unterdeß die Wälle; er fand jedoch unerwartet so tapfere Gegenwehr, daß er sogar auf dem eiligen Rückzuge seine Geschütze im Stiche ließ, welche er erst wieder an sich zog, als er sah, daß sich die Verdener ausschließlich auf die Vertheidigung ihrer Mauern beschränkten.

Nach diesen trüben Vorgängen und so manchem harten Drucke von Seiten des verschwenderischen Landesherrn erscheint die Einführung der Reformation während der Jahre 1558 bis 1568 um so mehr als ein heiterer Lichtpunkt in der Geschichte der Stadt, da durch dieselbe glücklichere Verhältnisse, wenn auch erst in späterer Zeit, herbeigeführt wurden. Die nächste, für die Stadt segensreiche Folge der Reformation war die Stiftung der jetzt noch blühenden Domschule durch den trefflichen Bischof Eberhard von Hollen im Jahre 1578, welcher dieselbe nach den Worten der Fundations-Urkunde dazu bestimmte, „daß die Jugend in wahrer Gottesfurcht, guter Zucht und Disciplin, und dann sonderlich in lateinischer und griechischer Sprache auferzogen und präparirt werde, damit sie künftig der Kirche und weltlichem Regimente dienstlich und nützlich sein möge.“ Anfangs in dem am Dom gelegenen Schlafhause, dann auf dem Gewölbe des Kreuzganges eingerichtet und mit tüchtigen Lehrern versehen, erhielt sie gleich in den ersten Zeiten nach der Stiftung einen ausgebreiteten Ruf. Doch war leider für die so glücklich und schnell aufblühende Anstalt eine im Jahre 1610 wüthende Pest, an der über 4000 Menschen in der Stadt und

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_171.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)