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versuchten. Denn schon der griechische Erdbeschreiber Ptolemäus, welcher um das Jahr 130 nach Christus schrieb, erwähnt den Ort unter dem Namen Tuliphurdium[1], der sich im Laufe der Zeit in Fardi, Ferdi, Verda und Verden umänderte und ohne Zweifel der Lage des Ortes seinen Ursprung verdankt. Damals war es ein offener, längs der Aller sich hinziehender Ort, dessen Bewohner zu dem großen, biedern und tapfern Volke der Chauken gehörten und, mehr den Frieden als den Krieg liebend, theils vom Fischfange, theils von der Viehzucht und dem Ackerbau lebten.

Eine größere Bedeutung erhielt der Ort, als sich die Chauken im Anfange des vierten Jahrhunderts dem starken Bunde der Sachsen anschlossen, an deren Raub- und Eroberungszügen zu Lande und zur See theilnahmen und mit den Franken in stets sich erneuernde blutige und verheerende Kämpfe geriethen, welche sie so lange fortsetzten, bis endlich Karl der Große im Jahre 772 auf dem Reichstage zu Worms den großen, entscheidenden Nationalkrieg beschloß, in welchem zwei und dreißig Jahre lang die Sachsen für ihre heimischen Götter und ihre Freiheit, die Franken für das Christenthum und ihre Weltherrschaft eben so tapfer, als hartnäckig kämpften. Acht Jahre hatte der Krieg schon gedauert, ohne daß Carl auf seine Eroberungen auch nur in Westphalen mit Sicherheit rechnen konnte, als er im Jahre 780, gestützt auf das Bündniß mit den Thüringern, einen Feldzug an der Elbe unternahm, im Herbste ein Winterlager am Einflusse der Ohre in die Elbe bezog und dadurch einen Theil der sächsischen Ostphalen nicht nur zur Unterwürfigkeit, sondern auch durch die Taufe zur Annahme des Christenthumes zwang. Daraus entsprang eine Missionsanstalt und ein neues Bisthum, dessen erster Bischof Patto anfangs seinen Sitz in Kuhfeld in der Nähe der jetzigen Stadt Salzwedel hatte,


  1. Tuliphurdium heißt wörtlich: Wasserfurt, oder wie ein neuer Geschichtsforscher übersetzt: Fluthenthor. Es bezeichnet daher der Name eine Furt oder Fähre am fluthenden Wasser.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 166. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_166.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)