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Antritt sich große Hoffnungen knüpften. Er hatte 8 Jahre auf Universitäten zugebracht. Zuerst bezog er Gießen, dann Jena und zum Abschlusse seiner Studien Wittenberg, wo er die beiden berühmten lutherischen Dogmatiker Calov und Quenstedt hörte. Diekmann wurde nun zunächst Rector des Stader Gymnasii und hob die Schule zu solcher Blüthe, daß viele junge Leute aus entfernten Ländern dahin kamen. Als Lüdemann starb, wurde er an dessen Stelle berufen, damals erst 36 Jahre alt. Er erwarb sich in Kiel die theologische Doctorwürde, ließ sich in Schleswig von dem dortigen Generalsuperintendenten ordiniren und wurde dann in sein Amt eingeführt. Er besaß eine große Belesenheit und seltene Gelehrsamkeit, besonders in der Kirchen-Geschichte und in Alterthümern. In theologischen Streitigkeiten, denn ohne diese ging es damals nicht ab, war er immer für den gelindesten Weg, ohne doch der Wahrheit etwas zu vergeben. Sein College Hackmann zog seine Rechtgläubigkeit in Zweifel, ist jedoch den Beweis für seine Behauptung schuldig geblieben. Ernst in seinem äußerlichen Aussehen, war er doch ein leutseliger und freundlicher Mann. Sein Christenthum stand nicht in äußerlichem Bekenntnisse, sondern in wahrer Frömmigkeit des Herzens. Ohne vorhergegangene Krankheit entschlief er am 4. Juli 1720, nachdem er noch Tags zuvor in Hollern einen Prediger eingeführt hatte.

Was seine amtliche Wirksamkeit anlangt, so war besonders wichtig die Einführung der Candidatenprüfungen. Es wurden 2 Examina angeordnet: das erste mußten die Studiosen der Theologie gleich nach ihrem Abgange von der Universität pro licentia concionandi für die Erlaubniß zum Prediger ablegen; das zweite war das Haupt- und Amtsexamen der Candidaten. Diekmann besaß selbst eine große Gabe im Examiniren und hielt in seinem Amte nicht weniger, als 350 Prüfungen ab. Die Diener der Kirche ermahnte er zu fleißigem Studium der symbolischen Bücher und zu zweckmäßiger Abhaltung der Katechismuslehren; die Confirmation wurde neu eingeführt. Die Heiligung des Sabbathtages schärfte er abermals ein, die Ehesachen regelte er, und warnte vor pietistischen Lehren der Universitäten.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 151. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_151.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)