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Consistorial-Räthe, die sich selten an Verhandlungen betheiligten. Die Stelle des 3ten Beiraths wurde meistens einem Stadischen Pastoren, nachmals regelmäßig dem Garnisonprediger übergeben. Einer der ersten Secretaire Diedrich von Staden erwarb sich nicht geringes Verdienst durch Herausgabe eines Kirchenhandbuches, das von den meisten Predigern eingeführt wurde und bis auf den heutigen Tag noch nicht ganz außer Gebrauch gekommen ist.

Die neugeschaffene Behörde theilte ihren Sprengel zunächst in 10 Präposituren, und setzte denselben Pröbste vor. Dann machte sie sich daran, eine Kirchen-Ordnung auszuarbeiten, aber der Entwurf gelangte nie zu kirchlicher Geltung. Auch die Concordienformel hatte in unserer Provinz formell nie bindende Kraft erhalten und eine Beeidigung auf dieselbe hat niemals stattgefunden. – Die wichtigen Kirchen-Visitationen und Generalsynoden unterblieben leider fast gänzlich oder wurden oberflächlich abgehalten, und unsere Provinzialkirche ging der köstlichen Früchte, die ihr aus dieser Institution hätten erwachsen können, wenn sie im rechten Geiste und mit wahrer Weisheit wäre gehandhabt worden, verlustig. Der Hauptgrund lag wohl in den staatlichen Verhältnissen, die unter den Nachfolgern Gustav Adolfs keineswegs erfreulich waren. Die Kirchengüter wurden von den Herrschaften verschleudert, die schwedischen Beamten ließen sich die härtesten Erpressungen zu Schulden kommen, zur Verbesserung der Pfarrstellen und zur Anlegung von neuen Schulen war kein Geld vorhanden. Doch suchte Havemann Zucht und Sitte wieder herzustellen. Die Heiligung der Sonntage durch Enthaltung von Arbeiten und lärmenden Vergnügungen wurde ernstlich eingeschärft, auf Einfachheit und Mäßigkeit wurde gedrungen, der hohe Werth des heil. Taufsacraments den Gemeinden nachdrücklich an’s Herz gelegt.

Havemann’s Nachfolger wurde Dr. Daniel Lüdemann, der aber das Amt nur 4 Jahre, von 1673–1677, bekleidete. Er konnte in dieser kurzen Zeit um so weniger Bedeutendes wirken, als politische Wirren die Thätigkeit des Consistoriums auf eine Zeitlang ganz unterbrachen. Ihm folgte 1683 Dr. Johann Diekmann, an dessen

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Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_150.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)