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Väter Sage und Sitte, Glauben und Leben zur Kräftigung des vaterländischen Sinnes zu hüten, findet mit Recht auch die Geschichte der Behörde eine Stelle, welche in den letzten Jahrhunderten in unseren Herzogthümern die Trägerin und Leiterin des kirchlichen Lebens gewesen ist. Volkssitte und Volksglaube empfangen ihre Richtung durch Kirche und Schule; darum soll dasselbe Band, welches die Prediger und ihre Kirchkinder an einander kettet, auch die Gesammtheit der Gemeinden einer Provinz mit ihren Oberhirten verbinden. Dazu aber kann nicht leicht etwas förderlicher sein, als ein Rückblick auf die Geschichte dieser gottgeordneten Verbindung.

Als unser Dr. Luther das helle Licht des Evangeliums wieder auf den Leuchter der Kirche gestellt hatte, da leuchtete es stark in die Lande hinein und der Schein drang auch bis in unsere Gegenden. Es traten hie und da Zeugen der evangelischen Wahrheit auf und sie sind’s wohl werth, daß ihre Namen aufbehalten werden zu bleibendem Gedächtnisse. Schon 1521, als Luther vor Kaiser und Reich in Worms von seinem Glauben Zeugniß gab, predigte Andreas Carding im Lande Hadeln das lautere Wort Gottes, 2 Jahre später trat hier in Stade Joh. Hollmann auf, und in Bremen sammelte der muthige Hinrich von Zütphen eine kleine Gemeinde um sich. Aber als die Macht des Lichtes wuchs, da erhob sich auch die Macht der Finsterniß und wollte jenes unterdrücken. Christoph, der Erzbischof von Bremen und zugleich Bischof von Verden, trug wohl den Bischofshut, aber ein rechter Christusträger war er nicht; sonst hätte er nicht so viel List und Gewalt gebraucht um die römische Kirche zu stärken und das Lutherthum zu unterdrücken. Aber er konnte doch nicht gegen die Wahrheit an, und das Märtyrerblut erwies sich auch hier als die segensreichste Aussaat für die Kirche. Die Ritter, die Bürger in den Städten, die freien Bauern in der Provinz entschieden sich für die Reformation und führten sie in ihren Stadt- und Landgebieten durch. Als Christoph 1558 starb, da war der größere Theil seiner Diöcese dem neuen Glauben, der doch kein neuer war, zugethan. Aber der Kampf der Römisch-Katholischen gegen

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Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_146.png&oldid=- (Version vom 22.5.2017)