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Die Diakonen hatten außerdem die vorfallenden Amtsgeschäfte zu besorgen, die Sacramente zu verwalten, am Sonnabend Beichte zu hören, Trauungen zu verrichten und den Kranken mit geistlichem Zuspruch beizustehen. Letzteres war der Grund, warum an allen Stadtkirchen mehrere Prediger angestellt waren. Jeder Kranke wurde täglich wenigstens einmal besucht, der Prediger betete mit ihm oder las ihm aus einem Andachtsbuche vor. Wir finden daher die Gebetbücher aus jener Zeit vielfach in schmalem, länglichen Format, was sonst nicht im Geschmack der damaligen Welt lag, aber den Predigern mußte ein bequemes, leicht mitzuführendes Buch bei solchen Gelegenheiten lieb sein. Diese Krankenbesuche waren die Beschäftigungen, welche die meiste Zeit der Prediger in Anspruch nahmen.

„Am 1. Dec. 1615 predigte der Pastor Th. Dassow ernstlich gegen das Hexenwesen und sagte unter Anderem: Werdet ihr nicht von solchen Greuelsünden ablassen, so wird Gott mit Feuerdonner darein schlagen. Kaum hatte er das gesagt, so erfolgte ein furchtbarer Donnerschlag, ein Blitzstrahl fuhr leuchtend über die Versammlung hin, und ein großer Feuerklumpen fiel, jedoch ohne zu schaden, auf den großen Leichenstein vor dem Chor. Alles Volk stürzte aus der Kirche heraus, und aus den Häusern liefen die Leute nach der Kirche hin, in der Meinung, dieselbe stehe in hellem Feuer. Als man aber gar keine Beschädigung wahrnahm, gingen Viele in die Kirche hinein, wo man nun die Lieder: Aus tiefer Noth schrei ich zu dir und: Nun lob’ mein Seel’ den Herren mit einander sang. Am 10. Dec. (II. Adv.) ward dann von der Kanzel abgekündigt, daß zum Dank gegen Gott wöchentlich des Dienstags oder Donnerstags in Petrikirche Betstunde gehalten werden soll.“ (Pape, Kirchl. Chron. v. Buxt. S. 64.) Es wurden also wöchentlich fünf Predigten und zwei Betstunden gehalten, so daß nur der Montag ohne öffentlichen Gottesdienst war. Daraus läßt sich auf einen regelmäßigen Kirchenbesuch schließen; denn sonst hätte man sich schwerlich dazu verstanden, außer dem schon reichlich gebotenen Gottesdienste noch zwei Betstunden und zwar aus einem Grunde einzuführen, welcher vor den Augen der

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Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_140.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)