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sonst fortzubringen vermochte, hat man sogar in die Erde vergraben, so daß nun die Pflugschaar, wie vielleicht vor Zeiten das Opfermesser, darüber hinweg fährt; aber bald hätte dieser mächtige Stein, gleich dem Simson, in seinem Falle den Feind mit dem Tode gestraft, und wäre somit der alte Hünenstein in seinem eigenen Grabe wiederum ein neuer Leichenstein geworden. Wo ist denn nun der Paterbusch? Wir gehen von dem Hünenholz, das wir zur rechten Hand hart am Wege liegen lassen, etwa eine Viertelstunde weiter, bis wir zu einem kleinen Abhange gelangen. Da stehen zu beiden Seiten am Wege einzelne kleine Büsche von Hainbuchen; auch erheben sich zwischendurch einige Wachholdersträuche, die Einem in den wüsten Haiden dieser Gegend, wie die Wachholder oder eigentlich der Ginsterstrauch dem Propheten Elias in der Wüste, Schutz und Schatten gewähren. Das ist – der Paterbusch.

Was erzählt nun die Sage von dem Paterkleide und dem Paterbusche?

Jenes Kleid hat dem letzten katholischen Pater zu Visselhövede gehört; und dieser Busch ist seine Begräbnißstätte und sein Grabmal geworden.

Denn als zu den Zeiten der Reformation längst die Herzen dieser Gemeinde von der katholischen Lehre abgefallen waren und sich der lutherischen zugeneigt hatten, hat dieser Pater bis auf die letzte Stunde seinen Posten behauptet. Da ist aber ein Prediger der neuen Lehre in Visselhövede aufgetreten, um den sich alle gesammelt haben. Der Pater ist nun mit der Drohung davon gelaufen, die Gemeinde bei dem Bischofe in Verden zu verklagen und sich von da Hülfe gegen den neuen Eindringlich zu holen. Man hat ihn wieder zurück holen wollen und auch bei dem jetzigen Paterbusch eingeholt. Er hat sich aber zur Wehre gesetzt und ist von seinen Verfolgern erschlagen worden. Den Pater hat man nicht wieder mit zurück gebracht, sondern sofort an seiner Todesstätte begraben; seine blutigen Kleider aber sind als das letzte Ueberbleibsel aus der katholischen Zeit in der nunmehrigen lutherischen Kirche bis auf diesen Tag aufgehoben worden.

Das ist das Paterkleid und der Paterbusch zu Visselhövede.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_120.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)