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Seide gestickt, woran man in der Mitte das Bild des Heilandes, unten das der Mutter Maria und auf den beiden Enden des Querpfahls zwei Gesichtsbilder erblickt. Das ist das Paterkleid.

Und der Paterbusch befindet sich in der Nähe von Visselhövede an dem Wege von da über Jeddingen nach Verden. Wenn man aber auf diesem Wege nahe bei dem Flecken hinter dem neuen Kirchhofe an einem Gehölze vorbei kommt, so ist das noch nicht der Paterbusch; das ist das Schützenholz von Visselhövede. Freilich ist dies nur ein neuer Name für den alten Hundehop, seitdem in den letzten zehn Jahren, wie ein alter Bürger des Fleckens bereits vor zwanzig Jahren im Gesichte gesehen hat, Schützen ohne Tornister aus Visselhövede dahin maschiren und das Gehölz alljährlich an einem Abend zu brennen scheint, ohne daß es davon verzehrt wird; denn das neugebildete Jägercorps feiert allda das Schützenfest und illuminirt mit vielen Lichtern das Gehölz. Zehn Minuten weiter auf dem Wege stehen an demselben einige unbedeutende Buchbäume; die haben ihren alten Namen behalten, der uns jedoch weit hinter alle Paterzeit hinaus führt; diese wenigen Holzgewächse heißen nämlich noch Hünenholz. Das erinnert uns an die heiligen Haine unserer heidnischen Vorfahren. Wenn aber die starken Wurzeln von riesigen Buchen, an die selbst längst schon die Art gelegt worden ist, und welche nur die jetzigen verkrüppelten Nachwüchse gebildet haben, nicht Widerstand geleistet hätten, wäre jetzt auch wohl die letzte Spur von diesem Hünenholze verschwunden. Die mächtigen Hünensteine, die hier vor nicht langer Zeit noch als merkwürdige Zeugen von einer heidnischen Vorzeit an- und aufeinander gehäuft lagen, sind nunmehr gänzlich verschwunden. Man hat die großen Granitblöcke, welche die starken Vorfahren in Einem Stücke zusammen geworfen hatten, nach und nach gespalten und manches feste Fundament daraus gebildet. Die letzten Reste hat der Bauer hinweggeschafft, dem bei der Gemeinheitstheilung dieses Grundstück zugefallen ist und der von den alten Hünensteinen die neue Grundsteuer nicht zahlen wollte. Ein Riesenstück, das man weder zu spalten noch

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Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_119.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)