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Rechte zu kommen, so verklagte es ihn bei dem Reichskammergerichte. Dies entsetzte den Bischof mehre Male (1531, 1541, 1552) seines Standes und Amtes. In solchen Zeiten war völlige Anarchie in beiden Bisthümern. Das Domkapitel hatte dann gesetzmäßig das Regiment, aber die Beamten und Voigte, welche vom Bischof abhingen, gehorchten dem Domkapitel nicht, die niedere Geistlichkeit wußte selbst nicht, wem sie zu gehorchen hätte, und so that jeder, was er wollte.

Während Christoph mit seiner Geistlichkeit auf diese Weise offen und heimlich kämpfte, entfremdete er sich die Herzen seiner Unterthanen. Ein größeres Elend, wie unter seiner Herrschaft, ist nie in dieser Provinz gewesen. Die Kriegsunruhen hörten niemals auf. Bald waren es die Landsknechte des Erzbischofs, bald die Wurster und ihre gedungenen Kriegsschaaren, bald die schmalkaldischen Bundesgenossen, bald kaiserliche Truppen, bald die Gläubiger des Regenten, welche mit Waffen das Land durchzogen und schreckliche Verheerungen anrichteten. Der Erzbischof hat nicht all dies Unglück verschuldet, denn damals war keine Provinz Deutschlands von Kriegslast frei, aber er hat nie etwas gethan, um seine Unterthanen zu schützen oder dem Unheil zu wehren, sondern er hat es oft freventlicher Weise in’s Land gerufen. Er hatte kein Herz für die Seinigen. Als 1547 Bremen auf seine Veranlassung von kaiserlichen Truppen belagert wurde, stand er an einem kalten Februartage auf dem Kirchhofe des Dorfes Burg und betrachtete die Anstalten zur Einschließung der Stadt. Als er sah, wie die Kriegsleute die Häuser im Blocklande in Brand steckten und die helle Flamme aus den Strohdächern schlug, „ward er frölich lachen, ließ die Hand um den Kopff kommen und sagte, so muste es gehen.“ (Renner II. 131). Auf einem Fürstencongreß zu Halberstadt rühmte er sich öffentlich, daß er auf dem Kriegszuge im Lande Wursten 300 Weiber getödtet habe.

Während seiner Regierung war keine Gerechtigkeit und Sicherheit zu finden. Das Land war ausgesogen und bitterlich arm, die benachbarten Fürsten schalteten darin nach Belieben, namenloses Elend, Krieg, Raub, Nahrungs-Mangel,

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_105.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)