Seite:Köster Alterthümer 101.png

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Städte staunten über die Herrlichkeit der bischöflichen Gewänder. – Aus Eitelkeit überschätzte er die Macht seiner persönlichen Erscheinung. Unter den ungünstigsten Umständen bewarb er sich um das Bisthum Hildesheim, als es 1537 erledigt war. Er reisete hin, weihete daselbst eine neue Taufe, sang Metten, Hochmesse und Vesper. Seine wunderschöne Stimme, seine hohe Gestalt, breite Brust, stolze Haltung, sein feuchtes goldgelbes Haar und die anmuthige Bewegung seiner Hände hielt er für unwiderstehlich. Vergebens. Ohne Hoffnung auf Erfolg mußte er sich wegbegeben. – Die Eitelkeit trieb ihn an, alle Reichstage zu besuchen und sich in seinem Kleiderglanze zu zeigen, obwohl er bei seinen ungenügenden Geldmitteln den Fall vorhersehen konnte, welcher fast jedesmal eintrat, daß er seine Kleinodien versetzen mußte, um nur die Rückreise antreten zu können.

Diese Eitelkeit machte ihn fortwährend arm, und es ist leicht zu beweisen, daß seine zerrütteten Finanzen ihn hinderten, kräftig der Reformation zu widerstehen. Seine Vorgänger im Amte, Johannes Rhode in Bremen und Bischof Barthold in Verden, waren gute Haushalter gewesen und hinterließen ihm reichliche und wohlgeordnete Einnahmen. Es wird in den Geschichtsquellen rühmend hervorgehoben, wie letzterer so gut gewirthschaftet habe, daß der Zinsfuß der Stiftsschulden auf 8 Procent gesunken sei. Diese Bemerkung läßt uns einen Blick in die große Gefahr thun, welche jeder Bischof lief, der beträchtliche Schulden machte. Bei dem übermäßigen Zinsfuß jener Zeiten war es sehr schwer, sich ihrer zu entledigen. Kaum war Christoph zur Regierung gekommen, als er die von seinen Vorgängern mit Mühe und Opfern geordneten Finanzen gründlich zerrüttete. Er ist während seiner fast funfzigjährigen Herrschaft immer ein armer Mann geblieben. Geld ist Macht. In jenen Zeiten war es eine große Macht und Christoph hat sie nie gebrauchen können. Immer fehlte es ihm am Gelde und das war der Grund, daß er die bremischen Landstände mehr schonte, als in seiner Neigung lag, denn sie waren fast die einzige Quelle, woraus ihm Erleichterung seiner Noth zu Theil werden konnte.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_101.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)