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besaß, sich auf die Dauer überhaupt Beschränkungen gefallen lassen würde; eine solche Vereinigung der bischöflichen Gewalt aber hätte niemand ertragen und ein ehrlicher Mann wäre zu rechter Zeit zurückgetreten. Das that Christoph nicht; er leistete bereitwillig die größten Versprechen und war entschlossen, nicht ein einziges davon zu halten.

Er wurde Erzbischof von Bremen und zugleich Bischof von Verden. Auf dieser Höhe entfaltete er die Leidenschaften seiner Seele. Der hervortretendste Zug seines Charakters ist eine maßlose Eitelkeit. Sie hatte ihn in den geistlichen Stand geführt, sie machte ihn zu einem leidenschaftlichen Freunde des katholischen Wesens und folgeweise zu einem erbitterten Feinde des Protestantismus. Eine Lehre, welche einen Gottesdienst im Geist und in der Wahrheit forderte und ihren Dienern Selbstverleugnung, Demuth und schwarze Kleider auferlegte, konnte die Neigung seines Herzens nie gewinnen. Er fand nur Befriedigung in den glänzendsten Feiern der katholischen Kirche. Die Messe celebrirte er mit einer Pracht, wie es die Kirchen dieser Provinz noch nicht gesehen hatten. Es gab in jener Zeit wenig Schmuck in Kleidungen und die Angaben der damaligen Schriftsteller über kostbare Gewänder und Kleinodien dürfen nicht nach jetzigen Anschauungen gemessen werden. Nur die Fürsten und der höchste Adel trugen goldene Ketten bei festlichen Gelegenheiten (Chytr. chron. p. 143), die Landedelleute hatten zwei oder drei goldene Ringe auf einem linnenen Bande am Halse hangen. Während in ähnlicher Weise die früheren Bischöfe sich mit einem bescheidenen Meßgewande und einer sammetnen Mitra begnügt hatten, an denen etwas Goldborde und ein wenig Stickerei zu sehen war, ließ sich Christoph aus dem Brautkleide seiner Mutter, einer gebornen Herzogin von Pommern, ein Amtskleid und einen Bischofshut machen, mit Gold-Perlen und Edelsteinen übersäet und feierte darin in Bremen und Verden seine erste Messe. Er konnte dies nach kanonischen Gesetzen erst im dreißigsten Jahre und hatte seiner Eitelkeit dadurch einen langen harten Zwang anthun müssen. Sein Zweck aber wurde erreicht, die

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_100.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)