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der Ems entfernt liegt. Vor Allem aber ist sein Andenken in Hamburg noch lebendig. Die Schiffergesellschaft daselbst besitzt einen mächtigen Becher, welcher 4 Flaschen faßt und den er in Einem Zuge geleert haben soll. Und eines gleichen Bechers rühmt sich auch Lübeck und Groningen. Natürlich, der deutsche Seeheld mußte auch ein starker Trinker sein. Den reichen Hamburger Kaufherren, und selbst dem Sultan in Konstantinopel soll er manchen Streich gespielt haben. Eine Stunde von Harburg nach Buxtehude zu liegt bei Neugraben ein Sandhügel, der Falkenberg genannt und jetzt mit Tannen bepflanzt, wo er eine Burg gehabt und von da aus die Elbe mit Ketten gesperrt haben soll. Endlich im Jahre 1402 wurde er zwischen Neuwerk und Helgoland durch ein von Flandern kommendes Seeschiff, „die bunte Kuh“, nach tapferer Gegenwehr gefangen genommen, er und M. Gödeke und Wichmann Wichelt mit 70 Genossen. Ein schlauer Hamburger hatte nämlich, wie die Sage geht, das Steuerruder an Störtebecker’s Schiffe durch geschmolzenes Blei unbeweglich gemacht. Man machte ihm hierauf den Proceß, dessen Acten in Hamburg noch vorhanden sein sollen. Als Gefangener zerriß er seine Ketten, und erbot sich, wenn man ihm die Freiheit schenken wolle, den Thurm von St. Petri mit Golde zu decken. Aber umsonst! Mit allen seinen Gefährten wurde er auf dem Grasbrook enthauptet. Aus Liebe zu diesen that er die letzte Bitte, daß Alle, bei denen er nach seiner Enthauptung vorbei liefe, begnadigt werden möchten. Als ihm dieses nun gewährt wurde, und die Seeräuber in Reihe und Glied standen, lief er enthauptet bis zum fünften Mann. Da warf der Henker ihm einen Klotz vor die Füße, daß er fiel und nicht wieder aufkommen konnte.

Kein Wunder, daß dieser volksthümliche Held frühzeitig in Volksliedern besungen wurde. Die ursprünglich plattdeutsche, ohne Zweifel von einem Hamburgischen Meister verfaßte Störtebecker-Ballade ist aber verklungen und nur noch in einzelnen Reminiscenzen vorhanden. Eine hochdeutsche, etwa 1550 verfaßte Ubersetzung davon besitzt Herr D. Möhlmann und hat dieselbe in dem Archiv für

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 085. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_085.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)