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von Lund, Namens Jens Grand, der in der bremischen Geschichte unter dem Namen Jonas bekannt ist, wieder besetzt und dieser Mann dem Lande als Erzbischof gleichsam aufgedrungen wurde. Kein Wunder, wenn das ganze Land diesen unberufenen Ankömmling ungern sah und ihn als Landesherrn nicht anerkennen wollte; kein Wunder, wenn derselbe gleich mit Hamburg und Bremen in Streit gerieth; kein Wunder, wenn ein großer Theil des bremischen Adels und unter diesem vorzugsweise auch Heinrich von Borch und sein eben so übel berüchtigter Genosse Otto Schack die Waffen gegen denselben ergriff und diesen Jonas so lange quälte und ängstigte, bis er endlich, von Geldmangel und Kränkungen aller Art niedergedrückt, sich genöthiget sah, auch sein Erzbisthum Bremen mit dem Rücken anzusehen und sich durch die Flucht zu retten.

Gleich beim ersten Einzuge des Erzbischofs Jonas hielt Heinrich von Borch das erzbischöfliche Schloß zu Bremervörde besetzt und weigerte sich, ihm selbiges herauszugeben. Er wich nicht eher, als bis der Erzbischof, mit Hülfe eines benachbarten Fürsten, ihn mit Gewalt der Waffen daraus vertrieb. Als er aber noch immer nicht zu bändigen war, nahm Erzbischof Jonas seine Veste in Horneburg ein, ließ sie (1307) niederbrennen und schleifen und zwang ihn, sich in die ihm allein übrig gebliebene Burg im Tannensee zurückzuziehen. Aber auch dahin folgten ihm die erzbischöflichen Truppen; die Burg wurde erstürmt und der Erde gleich gemacht. Vergebens, so deutet die Sage, waren die erzbischöflichen Soldaten bemüht, seiner Person habhaft zu werden, denn er hatte Mittel und Wege gefunden, aus der Burg zu entwischen. Endlich entdeckte man ihn in einiger Entfernung im Moore hinter einem Torfhaufen versteckt, wo er wohl nicht gesehen wäre, wenn nicht eine Schaar von Kibitzen die Aufmerksamkeit der Soldaten auf sich gezogen hätte, die, wahrscheinlich, weil diese Thiere in dieser Gegend ihre Nester hatten, unaufhörlich und mit großem Geschrei um jene Torfhaufen herflogen. So fiel denn der eiserne Heinrich endlich in die Hände seiner Verfolger, wurde nach Bremervörde gebracht, und da in’s Verließ geworfen. Hier hat er lange

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Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 081. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_081.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)