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haben, denn da tritt bei Mushard schon der Name seines Sohnes Daniel hervor.

Den Beinamen der Eiserne hat er ohne Zweifel deswegen beim Volke davon getragen, weil er unaufhörlich in Kampf und Fehde und auf Streifzügen begriffen war und fast nicht aus seinem Harnisch kam. – Wäre es weiter nichts als dies, so würde sicher kein Mensch davon sprechen und sein Name, gleich denen sonstiger tapferer Ritter aus jenen anarchischen Zeiten des Faustrechts längst bei den Nachkommen im Meere der Vergessenheit versunken sein. Aber gerade der merkwürdige Umstand, daß sich der Name und das Andenken des Mannes seit länger als 500 Jahren bei schlichten Landleuten, die weder Chroniken noch sonstige historische Werke lesen, durch bloße mündliche Tradition von Vater auf Sohn erhalten haben, gerade dieses führt schon auf die Vermuthung, daß die Thaten dieses Mannes von mehr als gewöhnlicher Beschaffenheit gewesen sein müssen, sich weiter erstreckt, tiefere und bleibendere Spuren den Verhältnissen der Menschen eingedrückt haben müssen, als man bei den gewöhnlichen Begebenheiten der Ritterzeit anzutreffen pflegt. Und so ist es auch. Denn wenn auch nur die Hälfte von demjenigen wahr ist, was die Chronikenschreiber von ihm berichten, so muß er allerdings einer der blut- und raubgierigsten Wütheriche gewesen sein, die jemals die Erde getragen hat. Er wird von ihnen als ein Nonnenschänder geschildert, als ein Mensch, dem nichts heilig gewesen, der Klöster zerstört, Mönche und Priester verfolgt und in die Kerker geschleppt, Ortschaften niedergebrannt, viele Menschen durch Feuer und Schwert getödtet und in Wasser und Schnee habe umkommen lassen.

Eine erwünschte Gelegenheit und ein weiteres Feld zur Befriedigung seiner bösen Gelüste eröffnete sich ihm besonders auch in jenen Zeiten, als der durch den Tod Heinrichs des 1sten (von Golthorn) erledigte bremische Erzbischofsstuhl vom Pabste ganz eigenmächtigerweise und ohne sich um das Domcapitel in Bremen, dem doch bei dergleichen Wahlen das Jus eligendi et postulandi zustand, im geringsten zu bekümmern, mit einem entwichenen Erzbischofe

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 080. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_080.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)