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12.
Heinrich der Eiserne, oder die Ritterburg im Tannensee.
Vom Landrath Meyer zu Buxtehude.
(Hannov. Magazin 1841 № 82.)

Am Herzogthum Bremen, und zwar im Gerichtsbezirke Delm, trifft man im Moore bei den in Apensen eingepfarrten Dörfern Revenahe und Cammerbusch, nicht weit von der Bremer Heerstraße, die von Buxtehude nach Zeven führt, eine mit Wasser angefüllte Vertiefung an, die den Namen Dannensee oder Tannensee führt, vermuthlich, weil selbige in alten Zeiten von einem Tannenwalde eingeschlossen gewesen ist, und mitten in diesem s. g. See eine aus dem Wasser hervorragende trockene Stelle. Befragt man die Landleute der dortigen Gegend hierüber, so pflegen sie in ihrer plattdeutschen Mundart zu erwiedern: „da hett de ysern Hinnerk wohnt“, und dann allerlei Sagen von diesem eisernen Heinrich zu erzählen, wie er z. B. von dieser Burg aus seine Räubereien unternommen; wie er, um die Reisenden wegen seiner Abwesenheit von der Burg zu täuschen, seine Rosse mit verkehrten Hufeisen versehen lassen; wie endlich seine Burg zerstört und bis auf den Grund geschleift und er selbst gefangen und in Ketten und Banden weggeführt worden sei, und dergleichen.

In dem eben so lesenswerthen als lehrreichen Aufsatze des diesjährigen hannoverschen Magazins, betitelt: „Monumenta germanica, oder Statistik der im Königreiche Hannover und einigen angrenzenden Ländern vorhandenen heidnischen Denkmäler“ geschieht im 65sten Stücke S. 520 jenes aus dem Wasser hervorragenden Mittelpunktes des Tannensees, als eines der wenigen Ueberbleibsel von Burgruinen im Herzogthume Bremen, ebenfalls Erwähnung und es wird zugleich auch einer Sage des Landvolks gedacht, wonach der eiserne Heinrich bei der Belagerung seiner Burg unter anderen werthvollen Sachen auch einen goldenen Tisch in den Burgsee versenkt haben soll, wobei die Bemerkung gemacht wird, daß die Geschichte nichts von diesem eisernen Manne wisse.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 078. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_078.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)