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(Vergl. Pratje Religionsgeschichte der Herzogthümer, im zweiten Hefte.) Der jetzige Dom zu Verden war schon zu Anfang des 11ten Jahrhunderts begonnen, brannte aber 1281 ab und wurde erst 1490 ganz vollendet und eingeweiht. Er gilt mit Recht als ein architektonisches Meisterwerk; und ist dabei nur zu beklagen, daß er sich mehr für die katholische Messe eignet, gemäß seiner ursprünglichen Bestimmung, als für das Verständniß der evangelischen Predigt, welcher er jetzt dienen soll. Gute neugebaute Kirchen finden sich zu Osten, Scheeßel, Bramstedt, Cappel, Freiburg, Geversdorf, Beverstedt: schön restaurirt sind die zu Lesum, Bremervörde und Dorum.

Unter den alten Kirchthürmen zeichnen sich aus die zu Hollern und Zeven durch einfache Solidität, die zu Oederquart, Sittensen und Oldendorf durch ihre schlanke, weithin sichtbare Pyramide. Eigenthümlich sind die Thürme im Altenlande mit Schindeln gedeckt und roth (mit grünen Bändern) angestrichen; gefälliger hat man sie im Lande Wursten mit grauem Schiefer bekleidet, um welchen ein weißes Band läuft.

Den Hauptgegenstand des kirchlichen Schmuckes bilden die Altäre, als die Stätten des Gebets sowohl wie der Sacramente. Im Lande Wursten stehen dieselben mehrfach in dem sogenannten Sanct-Hause, einem niedrig gewölbten Vorbau vor dem eigentlichen Kirchenschiffe. In mehreren neuen Kirchen ist der Altar, gegen das kirchliche Herkommen, nicht im Osten errichtet, sondern an der langen Südseite (wie in Bremervörde und Brockel), oder gar an der Westseite (wie zu Beverstedt). Die Hinterwand des Altars (dorsum altarus) ist mit schönen Schnitz-Figuren aus der biblischen Geschichte geschmückt zu Oerel, St. Jürgen und Beverstedt; eine Restauration verdienen die Altar-Figuren zu Aßel, Oederquart und Uthlede. Auf dem Altar findet sich in vielen Kirchen die bekannte Bibel in fol. von weil. General-Superintendenten Diekmann. Nicht sehr passend aber ist der zu Stotel mit einer Gypsbüste Luther’s und einer Ausgabe seiner Werke von 1566 in fol. besetzt. Das in Holz geschnitzte Crucifix zu Bülkau wird als meisterhaft gerühmt. In St. Jürgen steht an der Wand eine hübsche

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 074. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_074.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)