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treuen Helfer, den lebendigen Gott, und der bewies auch hier, daß er die Herzen der Könige lenkt wie Wasserbäche. Es ging eitle Umwandlung bei Hofe vor, der heftigste Gegner des Christenthums, ein Graf Hori, der z. B. die Kirche in Haddeby hatte schließen lassen, wurde entsetzt und der junge König erklärte, er wolle ebenso wie sein Großvater (Horich I.) ein Freund Christi und seines Dieners Ansgar sein. Nun wurde die Kirche zu Haddeby nicht nur wieder eröffnet, sie erhielt sogar ein Glockengeläute, das den Heiden aus Furcht vor Zauberei ein Greuel war und in der Stadt Ripen konnte Ansgar eine zweite Kirche bauen.

Nach seiner Rückkehr behielt Ansgar die nordische Mission stets im Auge und wenn er sich von der äußern Arbeit auf dem Missionsgebiet zurückzog, so wirkte er doch auch ferner für diese Aufgabe seines Lebens durch Opfer und Gebete. Seine eigne Arbeit widmete er von nun an besonders seiner Diöcese, die im Ganzen als bekehrt angesehn werden konnte, wo sich aber der heidnische Geist noch oft geltend machen wollte. Er war unermüdet im Visitiren, im Predigen, in der Sorge für die Jugend und für die Armuth; an manchem Orte unserer Provinz mag sein Fuß gestanden haben. Was aber ihm und dem von ihm gepredigten Worte die Herzen der Hörer gewann, war nicht nur seine bald sanfte, bald erschütternde Beredsamkeit, es war auch sein musterhaftes Leben. Die väterliche Liebe, die er als ein rechter Hirte und Bischof seiner Gemeinde bewies und mit der er für die Erziehung der Jugend[1], für die Ernährung der Armen[2], für die Loskaufung der Gefangenen[3] sorgte, die Weichheit seines Gemüths, die ihn nöthigte, sich zu freuen mit den Fröhlichen und zu weinen mit den Weinenden, die strenge Lebensweise, die er auch


  1. Der Erziehung der Kinder dienten besonders die Klöster, die er anlegte, das Kloster in Hamburg, das Kloster in Ramelsloh, sowie das Nonnenkloster in Bassum, damals Briximon genannt.
  2. An der Stelle, wo jetzt die Ansgarii-Kirche steht, hatte Ansgar ein Armenhospital erbaut, das St. Jügen-Hospital.
  3. Der Sclavenhandel, besonders mit Kriegsgefangenen, wurde damals auf die schändlichste Weise getrieben.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 061. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_061.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)