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Einwohner niedergehauen und Ansgar selbst konnte auf der Flucht kaum die Reliquien retten, die ihm als das Wichtigste erschienen, sein bischöfliches Oberkleid mußte er zurücklassen. Da galt es Glaubensmuth zu beweisen und Ansgar bewies ihn; mit tiefem Schmerz blickte er auf die vernichtete schöne Stiftung zurück, sprach aber mit Hiob: „Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen, der Name des Herrn sei gelobt!“ – und gab die Hoffnung auf endlichen Erfolg der guten Sache nicht auf.

Wo sollte er aber zunächst einen Zufluchtsort finden? Nach dem Gute Turholt in Flandern, welches ihm von Ludwig dem Frommen zum Lebensunterhalt geschenkt war, konnte er sich nicht mehr wenden, da ihm dies Gut bei der Ländervertheilung nach Ludwig’s Tode verloren gegangen war; der stolze und neidische Bischof Leuderich von Bremen, Willerich’s Nachfolger, wies ihn zurück und so mußte der treue Diener Gottes eine Zeitlang unstät umherwandern. Da erbarmte sich seiner eine fromme Frau, Ikia mit Namen, und schenkte ihm eines ihrer Güter, Ramsola oder Ramelsloh im Bisthum Verden, drei Meilen von Hamburg. Ansgar errichtete hier ein Kloster, sammelte eine Gemeinde von Flüchtlingen und besorgte von da aus sein Missionswerk, bis er an einem andern Orte wieder ein hohes Kirchenamt überkam.

Bischof Leuderich von Bremen war nämlich gestorben und der Kaiser Ludwig der Deutsche, der den kirchlichen Angelegenheiten im Norden seines Reiches seine Aufmerksamkeit zuwandte, beschloß, Hamburg und Bremen jetzt zu einem Erzbisthum zu vereinigen und dies Erzbisthum dem Ansgar zu übertragen. Die Sache hatte Anfangs große Schwierigkeiten, doch wurden dieselben dadurch überwunden, daß man den Bischof Waldgar von Verden für die Abtretung der jenseits der Elbe belegenen Gebietstheile aus dem Sprengel des bremischen Bisthums entschädigte und daß man den Erzbischof von Cöln, unter dem das Bisthum Bremen gestanden hatte, durch Verhandlungen bewog, Bremen aus seinem Erzbisthum zu entlassen. Der Pabst Nikolaus I. bestätigte die neue Einrichtung und so bildeten denn von jetzt an Hamburg und Bremen eine

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 059. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_059.png&oldid=- (Version vom 23.5.2018)