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begab er sich von da in die Provinz Drenthe, wo seine Vorträge zwar ungehinderten Eingang fanden, der blinde Eifer seiner Begleiter aber in Kurzem Alles wieder verdarb. In größter Erbitterung über die gewaltsame und unbesonnene Zerstörung ihrer heidnischen Heiligthümer traten die Bewohner der Gegend zusammen, stürzten sich über die christlichen Missionare her, tödteten mehrere derselben und erwiederten die besänftigenden Worte des ihnen friedlich zuredenden Willehad mit harten Schlägen, wobei einer der heftigsten Widersacher unter den Heiden sogar mit dem Schwerte auf ihn einhieb, um ihn zu tödten. Auch würde sicherlich der gegen ihn ausgeführte Schlag tödtlich geworden sein, wenn derselbe nicht glücklicher Weise durch einen ledernen Riemen aufgehalten wäre, vermittelst dessen Willehad eine Kapsel am Halse trug, in welcher er stets nach der Sitte der Zeit Reliquien zum Schutze bei sich unter seiner Kleidung führte. Als ihn die abergläubischen Heiden durch diesen ihnen unbekannten Umstand gerettet sahen, standen sie, so wüthend sie auch waren, sofort von ihrem Angriffe ab, weil sie ihn durch eine höhere Macht geschützt glaubten.

Mittlerweile hatte Karl der Große von Willehads unerschrockener Wirksamkeit gehört. Er rief ihn daher im Jahre 781, als er die Sachsen für hinlänglich besiegt hielt, zu sich, und übertrug ihm die Verkündigung des Christenthums an der untern Weser, in dem ausgedehnten Gaue Wigmodi, wo außer den Sachsen auch die benachbarten Friesen seiner Fürsorge übertragen wurden, und später der Kirchensprengel von Bremen entstand. Zwar hatte er anfangs nur die Stellung eines Presbyters, weil das Volk, wie ausdrücklich bemerkt wird, keine Bischöfe als fränkische Beamte unter sich dulden wollte; dessenungeachtet richtete er in seinem übrigens völlig selbstständigen Wirkungskreise durch seinen besonnenen Eifer während einer zweijährigen Thätigkeit für die Verbreitung des Christenthums bei den heidnischen Sachsen mehr aus, als dem siegreichen Frankenkönige Karl durch gewaltsame Maßregeln möglich gewesen war. Denn es wurden durch ihn in der kurzen Zeit nicht nur viele friesische und sächsische Familien für den christlichen Glauben gewonnen, sondern sogar auch

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Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 048. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_048.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)