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schmale Blätter, und zeichnet sich durch einen betäubenden Duft aus. Zierlich ist die Moosbeere, welche mit ihren feuerrothen Beeren sich über das feuchte Moos ausbreitet. Die fußhohe Parnassia hat eine schneeweiße Blüthe: ihre Staubfäden bewegen sich von selbst nach einer gewissen Reihenfolge. Und dieselbe Reizbarkeit an den hellgrünen Blättern hat auch der niedliche Sonnenthau, mit cristallklaren Tropfen bedeckt. Besonders merkwürdig aber ist der Wasserschlauch: er bildet nämlich kleine runde Blasen mit einem Deckel, welche regelmäßig den Winter über mit Wasser gefüllt sind, im Juni aber sich desselben entleeren. Wildwachsende Bäume fehlen gänzlich; angepflanzt aber wird vornehmlich die Birke, deren weiße Schale gespenstisch gegen den dunkeln Boden absticht.

Die Bremischen Moore durchkreuzen von Lesum ab die ganze Landdrostei Stade, fast vier Quadratmeilen groß zwischen der Wümme, Wörpe und Hamme: ihre wüsteste Gegend ist, wie schon der Name andeutet, das Teufels-Moor. Nur an zwei Punkten bieten sie bequeme Pässe, bei Gnarrenburg, wo die Tilly’schen Schaaren abgewehrt wurden, und bei Bremervörde. Hier spalten sie sich in drei breite Arme: der südöstliche läuft als „Hohes Moor“ nach Stade zu, und zieht sich von da ab als „Großes oder Königsmoor“ nach Nordwesten das Land Kehdingen entlang bis Oederquart, von den anliegenden Ortschaften besondere Namen führend (Bützflether, Drochterser Moor u. s. w.). Der mittlere folgt der Oste, bis dahin, wo der Fluß östlich ausbiegend eine Halbinsel bildet: dies ist das „Große Moor“, welches bei Basbeck endet. Der dritte und mächtigste Zweig, das „Lange Moor“ wendet sich bei Bederkesa wieder nach Westen: die Wasserfluthen, womit es bisher das Hadeler Sietland bedrohete, sind jetzt durch den großen Neuhaus-Bülkauer Kanal beseitigt. Schauerlich sind die nur im hohen Sommer zugänglichen „fünf Seen“ in der großen Moor-Wüstenei zwischen Wester-Ihlienworth und Neuenwalde.

Die Bewohner der Moore, welche Kanäle in der Nähe haben, sind längst zu einigem Wohlstande gelangt. Diejenigen aber, welche noch ohne Kanäle im Sumpfe sitzen,

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 030. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_030.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)