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Die Marsch-Moore sind ebenfalls mit der Fluth herangeschwommen und bei der Ebbe auf der Marsch liegen geblieben; daher sie denn auch nicht fortwachsen können, weil das Marschwasser kein Moor erzeugt. So das große Kehdinger Moor zwischen dem Lande Kehdingen und Osten.

Die oberen Moor-Schichten liefern den weißen leichten Torf, welcher hell brennt, aber wenig hitzt; der mit Sand oder Thon vermischte ist schwer, brennt aber schlecht. Tiefer sitzt der gute Ofentorf, schwarzbraun von Farbe, eine schwere Masse von verkohlten Vegetabilien. Ganz zu unterst findet sich ein schwarzer Brei, welcher an der Sonne getrocknet und in Soden zerschnitten, fast der Steinkohle an Hitzkraft gleichkommt, der s. g. Backtorf.

Zur Verschiffung des Torfs, wie zur Entwässerung der Moore sind Kanäle erforderlich, und die Zahl derselben hat in neueren Zeiten ausnehmend zugenommen. Dadurch haben denn auch die Moore viel von ihrer frühern Einöde verloren; hin und wieder nämlich sind nach dem völligen Abstechen der Torflager fruchtbare Wiesen entstanden, und anderwärts wird durch das s. g. Moorbrennen eine Rocken- und Buchweizen-Ernte gewonnen. Man bricht dabei den Moorboden leicht um und zündet die Oberfläche an, wodurch dieselbe milder und von der wenigen Asche gedüngt wird. So in Gnarrenburg, Grasberg und Worpswede.

Das eigentlich wilde Moor aber gewährt noch immer einen tief melancholischen Anblick durch seine schwarzbraunen Flächen, welche nur von schwarzen Torfhaufen und elenden Hütten unterbrochen werden. Hierzu kommt, daß die Stille daselbst nur von wenigen Thierarten belebt wird, als dem Birkhuhne, der Moorschnepfe, dem Rohrdommel, und der gespenstischen Sumpfeule: selbst Insecten sind selten, und nur die Kreuzotter, Eidechsen und Frösche finden sich häufig. Der Grund hievon liegt wohl in der eigenthümlichen Kälte des Moorbodens, welcher das Wintereis lange bewahrt, so daß die Torfgräber oft noch in der Mitte des Juni auf Eisschichten stoßen.

Auch die Flora der Moore ist zwar nicht sehr manchfaltig, bietet aber doch viel Interessantes dar. Der Gagelstrauch, die nordische Myrthe genannt, hat graugrüne

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 029. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_029.png&oldid=- (Version vom 29.4.2018)