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zu den Ingävonen oder festen Einwohnern gerechnet. In der That ist, was sich noch jetzt von den Resten der friesischen Sprache findet, nichts anderes als ein niederdeutscher Dialect. Merkwürdig aber, daß nach dem zweiten Jahrhundert der Name der Chauken ganz verschwindet und dem von da an bleibenden, der Sachsen (von sahs, dem Schlachtmesser) Platz macht: es scheint dies nicht auf einer Unterjochung der Chauken zu beruhen, sondern auf einer friedlichen Einwanderung der stammverwandten Sachsen aus Nordalbingien (Schleswig-Holstein), welche, von den Dänen gedrängt, sich zunächst im Lande Hadeln niederließen und allmählich dem ganzen Landstriche, von der Elbe bis über die Weser hinaus, ihren Namen gaben. Mehr davon s. bei Schaumann in der Geschichte des Niedersächsischen Volkes, Seite 5.

Bis auf die Zeit der Karolinger folgt nun eine lange Nacht der Geschichte, aus welcher nur einige dunkele Sagen sich erhalten haben, z. B. von der Besetzung des Landes Hadeln durch eingewanderte Thüringer; womit vielleicht der Name des Düring’schen Geschlechts, und der Ortschaft Düring bei Beverstedt zusammenhängt. Auch mögen unsere Vorfahren an den Zügen der Angelsachsen nach Britannien, in der Mitte des fünften Jahrhunderts, so wie später an denen der Longobarden (so genannt von ihren Barten d. i. Streitäxten) nach Italien Theil genommen haben: für Ersteres spricht vielleicht der Ortsname Jork im Alten Lande, für Letzteres die Nähe der einst berühmten Stadt Bardowiek. Im sechsten Jahrhundert zuerst treten die Franken erobernd auf (d. h. die vom Römerjoche frei gewordenen Deutschen), deren großes Reich allmählich von den Merovingern auf die Karolinger überging. Am Ende des achten Jahrhunderts führte Karl der Große seine langjährigen und verheerenden Kriege gegen die Sachsen unter Wittekind, welche sich damals als Westphalen an der Weser, Ostphalen an der Elbe und Engern in der Mitte zwischen beiden unterschieden. Ortsnamen unserer Provinz, wie Frankenborstel, Sassenholz, Hassendorf, deuten noch auf die damaligen Völkerzüge hin. Bekanntlich ließ Karl die Sachsen zu Tausenden theils bei Verden niederhauen, oder zur Taufe in

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Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 015. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_015.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)