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bildeten sonst die, jetzt fast ausgestorbenen Osterstadischen Junker, Edelleute, welche, gleich den alten Clan’s von Schottland, der ländlichen Hausmanns-Sitte treu blieben, Fürsten- und Ritterdienste verschmähend. Weiter nach Süden hat die Weser-Marsch geringere Fruchtbarkeit; indem in den Aemtern Blumenthal und Verden das sandige Ufer zum Theil so hoch ist, daß die Fluth nicht leicht übertreten kann.

Beschauen wir jetzt das Innere des Landes, so ist da zuerst zu merken die Siebenzahl der aufgehobenen Klöster, welche zu eben so vielen Aemtern geworden sind: Lilienthal, Osterholz, Zeven, Himmelpforten, Harsefeld, Alt- und Neukloster: nur Neuenwalde hat seinen Bestand behalten, indem es als Fräuleinstift der Ritterschaft verblieben ist, weil es im 16ten Jahrhundert freiwillig die Reformation annahm. Die Aemter Verden und Stade sind ebenfalls aus den Klostergütern dieser Städte entstanden. Hingegen Ottersberg, Rotenburg, Bremervörde, Neuhaus, Hagen und Blumenthal waren ursprünglich feste Schlösser der Erzbischöfe, in deren Schutz sich die Umwohner stellten. Das Amt Bederkesa, sonst Eigenthum der Stadt Bremen, wurde nach dem Westphälischen Frieden der Krone Schweden abgetreten; Beverstedt aber ist aus einer Vereinigung mehrerer Rittergüter hervorgegangen. Das größte unter den Aemtern ist Rotenburg (22,000 Einwohner auf 12 Quadratmeilen): es ersteckt sich fast ganz entlang der Lüneburgischen Nordgrenze, und seine weiten Haidflächen sind zum Theil nur spärlich bewohnt. Bremervörde, fast im Mittelpunkte der Provinz belegen, war deshalb in der erzbischöflichen Zeit Sitz der Landesbehörden: der Ort ist, vermöge seiner günstigen Lage an einer Furth der schiffbaren Oste, durch Torf- und Holzhandel sehr empor gekommen, und hat 1852 Stadt-Rechte erlangt. Das Amt Neuhaus ist darin eigenthümlich, daß es sowohl Elb- und Oste-Marsch, als Geest in sich begreift. Achim bildete sonst ein Gohgericht, zur Bezeichnung alter ländlicher Gerechtsame. Bremervörde, Ottersberg, Osterholz und Lilienthal werden die vier Moor-Aemter genannt, weil sie die meisten Moore enthalten (das hohe, lange, Wallhöfer- und Teufelsmoor). Die Abwässerung dieser Moore durch von Jahr zu Jahr vermehrte Kanäle hat die

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 009. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_009.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)