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Walther Kabel: König Peter von Serbien. In: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1912, Bd. 5, S. 218–220

durch eifriges Betreiben aller Sportarten zu stählen und sich im Gebrauche von Schuß- und Hiebwaffen zu üben.

Den Feldzug 1870/71 machte er als französischer Kriegsfreiwilliger bei der Armee Bazaines mit. In den Kämpfen, die der entscheidenden Schlacht von Sedan vorausgingen, führte er eine Patrouille, die die Aufgabe hatte, die Stärke der linken Seitendeckung des auf Sedan vorrückenden deutschen Heeres zu erkunden. Begierig, diesem Auftrag möglichst gerecht zu werden, wagte er sich in einer regnerischen Nacht allein zu dicht an ein von preußischen Truppen besetztes Dorf heran, um festzustellen, welche Waffengattungen dort lagerten. Hierbei wurde er von einigen Ulanen entdeckt und hart verfolgt. Glücklich gelangte er an das Ufer der Meuse, sprang in den Fluß und durchschwamm ihn in voller Uniform, während ihm die Karabinerkugeln der Ulanen um die Ohren pfiffen.

Das Apachenunwesen stand in Paris bereits zu jener Zeit, als Prinz Peter noch in der Seinestadt wohnte, recht stark in Blüte. Einmal kehrte der Prinz spät nachts von einem Besuche heim und kam dabei auch über den Boulevard Malesherbes. Plötzlich versperren ihm zwei herkulisch gebaute Kerle, die bisher im Schatten der Alleebäume auf ein Opfer gelauert hatten, den Weg.

„Kein Laut. Und leere schleunigst deine Taschen, wenn dir dein Leben lieb ist.“

Prinz Peter markiert den völlig Entsetzten, will, scheinbar ergeben in sein Schicksal, in die Brusttasche greifen, um eine nicht vorhandene Brieftasche hervorzuholen, ändert aber blitzschnell die Handbewegung, versetzt dem einen Strauchdieb einen so gewaltigen Boxhieb unter die Nase, daß der Kerl einen regelrechten Purzelbaum nach rückwärts schlägt, und erledigt den zweiten durch einen Fußtritt in die Magengegend ebenso kunstgerecht. Dann ruft er eine eben vorüberfahrende Droschke an und bringt die Banditen mit Hilfe deren Insassen nach der nächsten Polizeiwache.

Jedenfalls dürfte keiner der heute regierenden Fürsten Europas ein ähnliches Abenteuer erlebt haben. König Peter ist auf diese Erinnerung auch nicht wenig stolz. Kürzlich soll

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Walther Kabel: König Peter von Serbien. In: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1912, Bd. 5, S. 218–220. Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1912, Seite 219. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6nig_Peter_von_Serbien.pdf/3&oldid=- (Version vom 1.8.2018)