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Hause von Kügelgens Eltern sehr bekannt gewesen war. Nichts konnte rührender sein, als die Freude der guten Alten, eine Freundin ihres Lieblings zu sehen; sie erzählte viel von dem häuslichen Glücke der Eltern der Zwillinge, besonders von der trefflichen schönen und stattlichen Mutter und dem anmuthigen Wesen der beiden Kinder. Alle Nachbarn, sagte sie, traten heraus, um ihnen nachzusehen, wenn sie Hand in Hand über die Straße gingen; es war unmöglich sie zu unterscheiden, mit ihren schönen langen Locken sah eines genau aus wie das andre, und als sie fortzogen aus Bacharach, betrübten sich alle Leute, daß sie die lieben freundlichen Engelskinder nicht mehr sehen sollten, an denen Alle ihre herzliche Freude hatten.

Kügelgens heranreifende Jugend, seine Wanderjahre im Süden wie im Norden, sein Fortschreiten auf der Bahn der Kunst, alle erfreulichen wie alle traurigen Ereignisse, die ihn später betrafen, finden wie hier treu und lebendig dargestellt, wahr und anspruchlos, wie er selbst sein ganzes Leben hindurch sich gezeigt hat. Wir erleben mit ihm, was er erlebte, wir freuen und betrüben uns mit ihm. Selbst Denen, die nie ihn sahen, wird seine Persönlichkeit durch die überall eingestreuten Bruchstücke aus seinen

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 321. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_321.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)