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Die Musik ist in Karlsbad eine wahre Landplage, so mißtönend als möglich, und doch findet man sie überall, in den Sälen, so wie nur ein paar Menschen sich darin versammeln, bei allen Diners, beim Kaffee, im Freien, im Zimmer, überall, und zum Ueberfluß wird auch jedem neuangekommenen Gaste Abends ein Ständchen gebracht, das er mit fünf Papiergulden gern bezahlt, damit es nur ein Ende nehme.

Bei diesen Morgenpromenaden erscheinen die Herren in anständigen Ueberröcken. Die Damen waren diesmal übel daran. Alle hatten, wie natürlich, auf Sommerwetter gerechnet, und es war ärger als im späten Herbst. Unbewundert und ungesehen mußten daher alle die eleganten Morgenkleider im Koffer liegen bleiben. Der größte Luxus herrschte in den prächtigen Shawls der russischen und polnischen Damen, deren einige ganze Magazine dieser kostbaren Hüllen mit sich führten. Auch erregten sie allgemeine Bewunderung und wurden oft am Neubrunnen von ganzen Prozessionen Schaulustiger gefolgt. Um sieben oder acht Uhr ist das Brunnentrinken vorüber, dann muß man aber vor dem Frühstück noch eine kleine Stunde gehen, eine mühselige Aufgabe für die Meisten. Da wandelt man dann

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 295. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_295.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)