Seite:Jugendleben und Wanderbilder II 267.png

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

als er kurz vor seinem Hinscheiden war, und dies ist vom Künstler zart gefühlt. Warum sollte uns ewig der Anblick des Hinwelkens verwunden? Auch das Colorit ist nicht krank, nur zart, und eine sanft angeflogene Röthe färbt ein wenig die sonst blasse Wange. Das ins Rothe fallende Haar ist durchgepudert, in großen wellenförmigen Massen lockt und biegt es sich, so wie Schiller es trug, weich und seiden. Er trägt einen hellbraunen, ins Gelbliche spielenden Rock mit dunkelem Sammetkragen, nur Wenig von der blau und weiß gestreiften Weste erscheint aus dem zugeknöpften Rocke, das Halstuch ist leicht geknüpft; das Ganze hat einen Anstrich ungekünstelter Nachlässigkeit. Auf der abgewandten linken Schulter hängt ein scharlachrother Mantel, der unterm rechten Arm durchgeht und vorn zusammen gehalten wird. Der Grund ist wie auf Goethes Gemälde; auch von der Behandlung kann ich nur das oben Gesagte wiederholen.

Wende Dich gleich mit mir zu Herder’s Bildniß, auch hier konnten nur einige nicht gerathene Portraite, zwei Büsten von Klauer und Weiser, und eigne Ahnung den Künstler leiten, nächst dem, was die nachgebliebenen Freunde Herder’s ihm noch durch Beschreibungen andeuten konnten, und wunderbar

Empfohlene Zitierweise:
Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 267. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_267.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)