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den Verkauf seiner sehr bedeutenden Bibliothek nothwendig. Der Durchlauchtigste Großherzog Carl August[WS 1] gewährte für die Einverleibung derselben in die Weimarische Bibliothek den hinterlassenen Söhnen Fernows ein Erziehungsgeld bis zum zwanzigsten Jahre; ehe aber dieses Geschäft zu schließen möglich ward, mußte eine beträchtliche Forderung Heinrich Cotta’s[WS 2] auf dieselbe befriedigt werden. Es ist mir noch unerklärlich wie es möglich war, daß Cotta meiner Mutter den Vorschlag machte, aus den vorgefundenen Materialien die Biographie Fernows zu entwerfen, denn bis zu jenem Augenblick hatte sie nie eine Zeile für den Druck geschrieben – für dies Buch erbot er sich den Erben seine große Forderung gänzlich zu erlassen. Meiner Mutter Herz konnte keinen Augenblick anstehen zu gewähren, was man auf so edele Weise von ihr forderte; doch geschah es nicht ohne Schüchternheit, denn sie selbst ahnete kaum ihr Talent.

Das Werk fand großen Beifall – und so hatte der Freund ihres Lebens, unbewußt nach seinem Tode, eine Bahn des regsten Strebens ihr eröffnet – meine Mutter war mit einem Male Schriftstellerin, und nach wenig Jahren eine der beliebtesten Schriftstellerinnen Deutschlands geworden.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Carl August (* 3. September 1757; † 14. Juni 1828)
  2. Johann Friedrich Cotta (* 27. April 1764; † 29. Dezember 1832)
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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 259. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_259.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)