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in Danzig gehabt, obgleich weniger heftig. Mein Schwager warnte mich damals, es zu vernachlässigen. Den 18ten war ich fast stumm, und nahm, da Hausmittel nicht halfen, meine Zuflucht zum Arzt, es war kein anderer da, als Dr. Huschke[1]; er hat mich aber innerhalb zwei Tagen ganz wieder hergestellt. Ich litt unbeschreiblich dabei, daß das Regiment alle Tage drei Mal vor unserm Hause versammelt, und jeder Soldat mit Namen einzeln aufgerufen wurde. Der Ordnung wegen war das recht gut; allein ich sah wieder die fürchterlichen Gesichter, die weiten, schmutzigweißen Mäntel, die sie über die Uniform werfen, und die die Spuren der Schlacht und aller verübten Gräuel an sich trugen; so waren sie auch in jener Schreckenszeit. – Den 18. October wurde der preußische General v. Schmettau[WS 1] hier feierlich mit allem militairischen Prunk begraben. Nach dem Begräbniß versammelte sich das Regiment wieder auf der Esplanade, die Musik spielte Opern-Arien, und die wilden Menschen tanzten und tobten lustig umher, bis sie ins Quartier mußten.

Endlich zogen sie den 19ten fort; wir behielten


  1. Leibarzt des Großherzogs.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Friedrich Wilhelm Carl von Schmettau (* 1743; † 18. Oktober 1806 in Weimar)
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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 249. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_249.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)