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Fassung bringen lassen mußten. Ich und Madame Ludekus bedeuteten den Damen sehr ernstlich, daß sie, wenn wir sie da behalten sollten, ganz still in einer Ecke sitzen müßten, ohne auch nur durch Klagen und Schreien zu stören. Ich setzte die Tochter in einen Winkel, die Ludekus die Mutter in den andern, und die armen Seelen thaten, was wir wollten.

Unsere Husaren waren indeß von Sophien ganz gewonnen; die Gegenwart des Geistes, der Muth dieser Sophie ist unbeschreiblich; sie und Conta haben uns in dieser Schreckensnacht vor Uebeln gerettet, denen fast kein Anderer entgangen ist. Die Husaren ließen uns sagen, wir möchten kein Licht sehen lassen und die Thüren fest verschließen; eine Thür zu erbrechen, wäre bei Lebensstrafe verboten, obgleich die Soldaten, da sie keine Bagage mit sich führen durften, die Freiheit hatten, Essen und Trinken zu fordern. Aber in unserm armen Weimar war das Verbot aufgehoben, das wußten wir nicht. Kurz darauf drohte man, die Hausthür zu erbrechen. Sophie und Conta liefen hinunter und beredeten die wilden Menschen, Gott weiß wie, ans Fenster zu kommen. Sie forderten schnell Brot und Wein. Beides wurde ihnen zum Fenster hinausgereicht.

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 230. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_230.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)