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es that! Wir setzten uns, Madame Ludekus, Mademoiselle Conta, ich, Adele und Conta, gelassen in mein Zimmer im ersten Stocke und machten Charpie, warum uns die Regierung hatte bitten lassen. Das waren schwüle Stunden, mein Freund; die Kanonen donnerten von fern, Alles war in der Stadt wie ausgestorben. Die Sonne schien auf die grünen Bäume vor meinem Fenster. Alles war Ruhe von Außen, und welcher Sturm, welche Angst des Erwartens in unseren Herzen! Doch sprachen wir gelassen und munterten einander auf. Die gelassene Ergebung der Ludekus war unbeschreiblich tröstend. Ich folgte ihr so gut ich konnte, nur durfte ich nicht auf meine Adele sehen, dann war’s mit meinem Muthe aus. Adele selbst war ruhig, unbefangen, ein wahres Kind, und mir ein tröstender Engel. Nun kam eine gute Nachricht über die andere. Bertuch und viele Freunde versicherten uns, die Preußen siegten. Wir Armen hofften mit Angst, es war sehr quälend. Conta ging ins Schloß und brachte von dort die Nachricht, die Herzogin hätte einen Jäger auf’s Schlachtfeld geschickt, der dieselbe Nachricht brächte. Es schlug 12 Uhr, wir hörten nicht mehr die Kanonade. Welche bange Stille! In der Zeit war Sophie nicht müßig. Wir ließen Brot

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 224. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_224.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)