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als Riedel[1] hielten die Gefahr noch nicht für dringend. Wir lasen das Manifest, das ich erhalten hatte, und trennten uns recht ruhig. Montag den 13ten Morgens, ging ich mit Conta[2] und Adelen ins Lager; das Wetter war alle diese Tage himmlisch schön; das Leben und Treiben im Lager, der schöne Park, der Sonnenschein erheiterten mich. Beim Nachhausegehen sahen wir alle Officiere vor des Königs Hause und den König am offenen Fenster. Mit Mühe drängten wir uns durch. Zu Hause hörte ich, Kalkreuth wäre dort gewesen; er hatte Sophien gesagt, er würde um zwei Uhr abreisen, er würde mich nicht mehr sehen können, er bäte, ich möchte ihm einige Zeilen zum Abschiede schreiben. Das that ich, ich bat ihn mir zu sagen, ob ich fliehen sollte und wohin, und mir Pferde zu verschaffen, und vor zwölf Uhr. Ich ging also zur Hofdame der verwittweten Herzogin, Fräulein von Göchhausen, die in der Zeit meine Freundin geworden war, ins Schloß, um etwas Neues und Bestimmtes zu hören; ich traf sie gerade


  1. Nachheriger Kammerdirector, Erzieher des jetzigen Großherzogs.
  2. Ein vieljähriger Freund der Verfasserin, jetzt Vicepräsident zu Weimar.
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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 218. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_218.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)