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sahen nun flüchtige, verwundete Sachsen und Preußen zurückkommen, das entfernte Kanoniren hatte fast alle die Tage nicht aufgehört. Wir erfuhren, daß eine zu kleine Armee, angeführt vom Prinzen Louis[WS 1], nach einem achtstündigen Gefechte gänzlich bei Rudolstadt geschlagen worden wäre; der Prinz, dessen schöne Gestalt wir noch vor wenigen Tagen bewundert hatten, war geblieben, er wollte sich nicht ergeben, er wollte dies nicht überleben. Der Anblick der Flüchtigen, noch mehr der Verwundeten, war gräßlich, es fielen herzzerreißende Scenen vor. Auf der Straße sah ich einen Officier geritten kommen, dieser fragte einen verwundeten Cürassier: »Wißt Ihr etwas vom Rittmeister Bär?« – »Der ist todt,« war die Antwort, »ich sah ihn fallen;« und der Officier war sein Bruder. Ich war noch immer entschlossen fortzugehen, allein ich hatte keine Pferde; auch sagte mir Jedermann, persönlich würde mir nichts geschehen, wenn ich in der Stadt bliebe, aber die Wege wären unsicher. Ich blieb, suchte immer im voraus nach Pferden, ließ einpacken und wollte erst Kalkreuth sprechen; er schrieb mir diesen Abend, er könne nicht kommen, er würde den folgenden Tag, den 12ten kommen. – Man beruhigte sich. Den 12ten besuchte mich erst Bertuch, der mich sehr beruhigte; man

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Louis Ferdinand von Preußen (* 18. November 1772; † 10. Oktober 1806 in Wöhlsdorf bei Saalfeld)
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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 215. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_215.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)