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Lesen und Schreiben lernen sie auch, aber dieser Unterricht wurde mehr wie der Uebergang vom Reden zum Zeichnen betrachtet und machte keine besondere Abtheilung ihres Unterrichts aus, er wurde gleichsam nur nebenher, als Zugabe zu jenem, ihnen ertheilt. Um einen langen mit Bänken umgebenen Tisch fanden wir eine Menge Kinder versammelt. Sie saßen nicht steif da, wie in einer gewöhnlichen Schule, sondern knieeten auf der Bank, oder standen, wie es ihnen eben gefiel. Alle bewegten sich nach Belieben, betrugen sich munter und frei, als wären sie nicht zum Unterricht, sondern zu einem gesellschaftlichen Spiele versammelt, betrieben aber doch das, was sie vorhatten, mit auffallendem Eifer und Ernst. Mitten unter ihnen saß ein freundlicher junger Mann, ihr Lehrer; die Kleinsten ritten auf seinen Knieen oder kletterten an ihm hinauf; vor ihm lagen eine Menge länglicher Stückchen steifer Pappe auf dem Tische; er legte nach und nach einzeln sie vor den Knaben hin. »Das ist Eins!« riefen sie, »das zweimal Eins, das dreimal Eins,« und so weiter. Nun legte er zwei Reihen, in der einen mehr Pappstreifen als in der andern; die Kinder mußten sagen, in welcher Reihe mehr davon wären, und wie viele mehr; der Lehrer legte

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_202.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)