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Doch dieses ist noch nicht genug; Gefühle lassen nicht mit dem Zeichenstift sich ausdrücken, wenigstens diesen in ihrem Ideenkreise so sehr beschränkten Wesen nicht. Hier mußte Sikard wieder zur Mimik seine Zuflucht nehmen, und suchte durch ein anschauliches Beispiel uns deutlich zu machen, wie diese schwere Aufgabe von ihm gelöst werde.

Zwei Körbchen mit Obst und Blumen wurden vor ihn hingestellt. Sikard suchte durch Mienen und Bewegung den Wunsch auszudrücken, das eine derselben, welches ihm zur Rechten stand, zu besitzen, und Massieu schrieb mit großen deutlichen Buchstaben auf die Tafel: »vouloir.« Sikard wiederholte die vorige Pantomime mit größerer Lebhaftigkeit, und Massieu schrieb: »vouloir vouloir.« Sikard suchte den vorigen Ausdruck noch zu verstärken, Massieu schrieb dreimal vouloir. Der gute Sikard strengte sich nun auf das gewaltsamste an, um den heftigsten und leidenschaftlichsten Wunsch nach dem Besitz jenes Körbchens auszudrücken. Es war ein wirklich widerwärtiger Anblick, den nur der Gedanke an die ihm zu Grunde liegende gute Absicht erträglich machen konnte; die ohnehin nicht angenehmen Züge seines Gesichts verzogen sich dabei zur gräßlichen Karrikatur; Massieu ließ sich dadurch nicht irre

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_189.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)