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wir mußten ziemlich lange in den Korridors und im Vorhause herumspazieren, um das Oeffnen desselben zu erwarten; aber es reuete uns nicht; wir gewannen dadurch die uns sonst wohl nicht gewordene Gelegenheit, die Zöglinge des Instituts ganz zwanglos sich bewegen zu sehen; sie in ihrem gewohnten Thun und Treiben zu beobachten, und uns duch den Augenschein zu überzeugen, daß sie nicht bloß für die äußere Repräsentation abgerichtet, sondern für das wirkliche Leben, soviel ihr Unglück dieses erlaubt, hier gebildet werden.

Unhörbar leise, wie kleine Elfen, frisch, in blühender Gesundheit, munter wie der Vogel auf den Zweigen, kamen aus allen Ecken eine bedeutende Anzahl jener unglücklichen Kinder herbei, deren trübes Loos hier, so viel dieses möglich ist, gemildert wird, sie sahen aber nichts weniger als unglücklich aus.

Es war ein sonderbarer, halb wehmüthiger, halb tröstender Anblick. Die kleinen Mädchen sonderten von den Knaben sich von selbst ab, viele unter ihnen zeichneten durch ein sehr angenehmes Aeußere sich aus. Arm in Arm gingen sie, recht zierlich nach Mädchenart in kleine Gruppen getheilt, auf und ab und hatten einander wunderviel zu sagen und zu erzählen, wie es schien; denn Köpfchen, Augen und

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 178. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_178.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)