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Jedem unbegreiflich bleiben, der nicht in die Geheimnisse dieser Kunst eingeweiht, um die wahrscheinlich nur diejenigen wissen, welchen die Leitung dieser merkwürdigen Manufaktur anvertraut ist. Gewiß wird Alles nach künstlich berechneten mechanischen Regeln und Vorrichtungen hier betrieben, die aber kein fremdes Auge durchschauen kann. Sogar die gewöhnlichen Weber in der Fabrik kennen sie nicht, sie arbeiten, wie ihnen vorgeschrieben ist, und wissen eben so wenig, was sie thun, als sie während der Arbeit das Resultat ihrer Bemühung erblicken können.

Ein alter Mann, der mir als der Geschickteste unter ihnen bezeichnet wurde, und an den ich mit meinen Fragen mich wandte, wollte sich freilich gegen mich das Ansehen geben, als kopire er mit seinen wollenen Fäden, wie der Maler mit seinen Farben; doch die Unmöglichkeit davon ist augenscheinlich. Nicht nur, weil diese Leute ihre eigene Arbeit nicht sehen und auch nicht das Original, das sie nachahmen sollen; es ist ihnen auch einerlei, ob sie es der Länge oder der Breite nach kopiren, die schmälste Seite des Gewebes macht immer die Breite des Gewebes aus, und Köpfe und Gestalten auf historischen aus mehreren Figuren zusammengesetzten Gemälden, die mehr breit als hoch sind, werden immer, ohne auf ihre Stellung

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_176.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)