Seite:Jugendleben und Wanderbilder II 160.png

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Mercier sprach gern und viel; zuviel für Viele seiner Landsleute, die am liebsten sich selbst reden hören und ihn mitunter einen alten Radoteur nannten; auch mag es wahr sein, daß er in den letzten Jahren seines Lebens mit einer Art Eigensinn einige seltsame Ideen, besonders in Hinsicht auf die Kunst aufgefaßt hatte, die er standhaft vertheidigte. Aber es war doch ein hoher Genuß ihn zu hören, wenn man im Gespräch diese Punkte zu berühren vermied, was eben nicht schwer war; denn er war an Stoff zu belehrender und geistreicher Unterhaltung unerschöpflich. Wie Vieles hatte dieser Mann auf dem großen Theater der Revolution erlebt und gesehen, auf welchem er selbst eine wahrhaft ehrenvolle Rolle gespielt hatte. Daß er, als Mitglied des Nationalconvents fast allein es gewagt, das Leben seines unglücklichen Königs gegen die blutdürstigen Richter desselben zu vertheidigen, daß er dafür aus dem Convent gestoßen wurde, und unter steter Todesgefahr ein Jahr lang im Gefängniß schmachten mußte, war ein Punkt in seinem Leben, auf den er im Gespräch immer gern wieder zurückkam; und wer möchte deshalb ihn tadeln?

Einer meiner Hauptwünsche in Paris war, von dieser merkwürdigen kolossalen Stadt mir eine deutliche

Empfohlene Zitierweise:
Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 160. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_160.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)