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Bei jedem vorzüglich gut gelungenen Zuge, bei jedem Händeklatschen des Publikums wurde von allen Seiten ihm Beifall zugewinkt und zugeflüstert: mein guter Mercier war überselig, das Stück schien nach langem Schlummer wieder aufgenommen zu sein, es war beinahe, als würde es zum Erstenmale gegeben. Die ersten Schauspieler in Paris boten ihre Kunst auf, um es zu heben, die sonst mit vornehmem Sinn dergleichen Antikaglien zu verschmähen und sie ihren Doubleuren zu übergeben pflegen, und Alle beeiferten sich, dem liebenswürdigen und geehrten Greise Ehre und Freude zu machen.

La maison de Molière ist ein in Deutschland vielleicht kaum bekannt gewordenes, und gewiß längst vergessenes Lustspiel, das aber für die Pariser den großen Reiz der Lokalität hat. –

Es zeigt uns Molièren[WS 1] in seinem Hause, von Freunden und Feinden umgeben, an dem Tage, an welchem die große Frage entschieden werden soll, ob Tartüffe, das anerkannteste und angefochtendste seiner Meisterwerke, das unlängst wieder neues Aufsehen erregt hat, öffentlich gespielt werden soll oder nicht; ob der König und die Aufgeklärten und Bessergesinnten des Hofes, oder die Heuchler und Schwachköpfe diesmal den Sieg davon tragen sollen. Molière

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Molière (eigentlich Jean-Baptiste Poquelin; * vermutlich am 14. Januar 1622; † 17. Februar 1673)
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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_156.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)