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Weste von weißer Seide, in weißseidenen Strümpfen und Schuhen mit goldenen Schnallen. Bei alledem war Mercier weit davon entfernt, eine Karrikatur zu sein, wie man nach einer solchen Beschreibung ihn sich vielleicht denken möchte; Alles, was er trug, stand ihm gut und natürlich. In Frankreich herrschte damals noch unter vielen Leuten von einem gewissen Alter, sowohl Männern als Frauen, die Sitte, nach dem funfzigsten oder fünf und funfzigsten Jahre keine neue Mode mehr mitzumachen, und so hatte seine Figur durchaus nichts Lächerliches noch Auffallendes, man begegnete, auf Straßen und Promenaden, überall ihr ganz Aehnlichen.

Die regelmäßigen edlen Züge seines einnehmenden Gesichts, wie sein ganzes Wesen, der milde Ton seiner Stimme, jede seiner Aeußerungen und Bewegungen trugen das Gepräge hoher Rechtlichkeit, kindlicher Einfachheit und Arglosigkeit, und dabei unbeschreiblichen Wohlwollens gegen Alles, was athmet und lebt. Sein schneeweißes aber noch immer reiches Haar schien von selbst der alten Form der ailes de pigeon noch immer zuzustreben, die es, als es noch braun war, hatte annehmen müssen, was den alten Mann, als zu seinem übrigen Anzuge passend, ungemein wohl kleidete, Locken und Zopf aber waren

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 152. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_152.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)