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von diesen Steingebilden bei weitem überragt werden. Die Gegend rings umher ist von unbeschreiblicher Anmuth: ein üppig grünendes Thal, von hohen waldbewachsenen Bergen umgeben, und mitten in demselben diese gespensterartigen, gleichsam der Unterwelt entstiegenen Riesengebilde, in nie zu lösender Erstarrung, vom frischesten Leben umringt.

Wir fuhren am Forsthause vor, um dort unser Mittagsessen zu bestellen. Das ländlichartige Haus liegt eben so freundlich als seltsam, auf einem schönen grünen Platze, um welchen eine große Anzahl jener wunderbaren Felsen einen weiten, säulenartigen Halbkreis bilden. Vom Förster selbst und zwei seiner Jäger begleitet, wagten wir uns nun weiter in das wundervolle Labyrinth dieser Felsenhallen, denn was wir bis jetzt gesehen, waren nur die zu ihnen führenden Propyläen. Zwischen jenen sein Haus umgebenden Säulen hindurch führte uns der Förster an eine schmale, hölzerne Thür, die den Eingang zu dem engsten, düstersten Thale verschließt, das ich jemals gesehen. Ein kleiner Bach fließt in demselben, den man einst versucht hat, zum Holzflößen brauchbar zu machen. Der Boden ist feucht und moorig; von den Steinen, die es rings umgeben, tröpfelt unaufhörlich das Wasser herab, und

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_122.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)