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gedeckt. Schönere und weißere Wäsche habe ich selbst in Holland nicht gesehen. Das zum Waschen und Bleichen vortreffliche Wasser ist die Ursache dieser außerordentlichen Weiße, dafür aber erscheint es auch dem nicht daran Gewöhnten beim Trinken ungenießbar.

In Landshut wohnen sehr viele reiche Leute; aber sie sind nicht nur reich, sie sind auch freundlich, zuvorkommend, gastfrei, und in ihrem Wesen liegt eine gewisse ungekünstelte Treuherzigkeit, die viel Anziehendes hat. Sie leben sehr gut, sogar mit einer gewissen Eleganz; halten viel auf schöne Pferde und Wagen, haben hübsche Häuser, hübsche Meublen, schmücken ihre Zimmer mit schön gefaßten englischen Kupferstichen; es wird hier viel gelesen, besonders von den Frauen; genug, der Abstand zwischen hier und dem benachbarten Böhmen ist unermeßlich.

Nur Eines that mir im Herzen weh, und ich begriff nicht, wie es mit dem sonst so gutmüthigen, menschlichen Wesen der wackern Schlesier sich vereinbaren konnte: der Leinwandmarkt, der dicht unter meinem Fenster, an den dazu bestimmten Tagen gehalten wurde. Die Landleute stellen ihre Leinwand so wie sie vom Weberstuhle kommt zum Verkauf aus, die Kaufleute handeln sie ihnen ab, lassen an[WS 1]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. korrigiert, im Druck au
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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_116.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)