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Nur noch zwei Meilen hatten wir von hier aus bis an die Grenze; zwar lag ein ähnlicher Weg, wie der, welchen wir eben zurückgelegt hatten, vor uns, aber der Gedanke, nun bald aus Böhmen erlös’t zu werden, stärkte unsern Muth, und ließ keine Ermüdung uns beachten. Es war schon später Abend als wir an der Grenze anlangten, aber die immer wache Mauth war doch gleich bei der Hand. Mit unserm Gepäck hatte sie diesmal nichts zu schaffen, wohl aber mit unserm Reisepaß. Eine starke halbe Stunde währte es, ehe sie denselben durchgesehen und unterzeichnet hatte; es ist zum Letztenmal! riefen wir einander tröstend zu.

Und nun waren wir in Schlesien, auf preußischem Grund und Boden unter Leuten, die Deutsch sprachen, und hatten obendrein eine vortreffliche Chaussee unter uns, auf der wir rasch und lustig hinrollten; wir gratulirten einander in der Freude unsrer Herzen, als wäre ein großes Glück uns widerfahren.

Wir waren nun völlig außer dem Bereich der unerträglichen Mauth, aber ach, im ganz nahen preußischen Städtchen Lübau harrte unsrer das ganz empfindsam im Mondschein promenirende Zollamt! Wir erblickten es nicht ohne heimliches Schaudern,

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_113.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)